»Holocaust auf dem Teller«

2004 erregte die Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) mit Ausstellungen in den Fußgängerzonen europäischer Großstädte Aufsehen: Auf Plakaten wurde Massentierhaltung mit der Shoah verglichen. Die Kampagne »Holocaust auf Ihrem Teller« wurde aufgrund einer erfolgreichen Klage des Zentralrats der Juden in Deutschland eingestellt. Dieter Graumann, damals Vorsitzender des Zentralrats der Juden, kommentierte die Entscheidung: »Zu Recht haben die Richter festgestellt, dass das Verbot nicht die Meinungsfreiheit verletzt, sondern dass die Plakatkampagne auf unverantwortliche Weise den Holocaust banalisiert.« In den Sozialen Medien kursiert die Kampagne allerdings weiterhin.

Ein Plakat mit einem Theodor W. Adorno zugeschriebenen Zitat.

Ein Kampagnenplakat der Tierrechtsorganisation PETA. Mit einem verfälschten Adorno-Zitat wird hier Auschwitz mit Massentierhaltung verglichen und damit die ermordeten Jüdinnen und Juden mit Tieren gleichgesetzt. Quelle: Kampagnenplakat PETA Deutschland e.V.

Der Antisemitismus dieser PETA-Kampagne ist kein Einzelfall: In ökologischen und Tierschutzbewegungen kommt es historisch wie aktuell immer wieder zu Holocaust-Vergleichen. Naturbegeisterung schlägt dabei in Zivilisations- oder Gesellschaftsfeindlichkeit um und kann bisweilen völkische Motive übernehmen. Vorstellungen von Erdverbundenheit und Natürlichkeit werden dann der vermeintlich künstlichen Gesellschaft und der Wurzellosigkeit gegenübergestellt, als deren Verkörperung immer wieder die Jüdinnen und Juden herhalten müssen.

»Als die Kampagne ›Holocaust auf Ihrem Teller‹ herauskam, wussten wir, dass sie gefühlsgeladen und eine intellektuelle Provokation sein würde. Doch auch bei einer weniger provokativen Taktik würden die Menschen nichts davon wissen wollen, dass sie durch ihren Fleischkonsum den Tieren unnötige Qualen und Leiden zufügen.«

PETA Deutschland