»Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen« – Diese etwas unglückliche Assoziation kann einem auf dem IG Farben Campus der Goethe Universität Frankfurt kommen, wo der Schreibtisch des Kritischen Theoretikers Theodor W. Adorno in einem Denkmal nachgebaut wurde. Das Denkmal steht auf dem ebenfalls nach Adorno benannten Platz, der auch die Postanschrift der Universität ist. Um diese Anschrift gab es eine lange Auseinandersetzung: Studierende der Universität forderten eine kritische Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Hauptgebäude der IG Farben. Das gigantische Chemie-Monopolunternehmen unterstützte nicht nur früh die Nationalsozialisten, sondern unterhielt im polnischen Monowice auch das Konzentrationslager »Auschwitz III«. Die Studierenden wollten, dass die Adresse der Universität nach einem der Überlebenden und späteren Kläger gegen die IG Farben, Norbert Wollheim, benannt wird. Mit der Benennung eines Adorno-Platzes konnte die Universitätsleitung diese Forderung umgehen. Die Studierendenvertretung warf ihr daraufhin vor, sich lieber mit dem wohlklingenden Namen des berühmten Intellektuellen schmücken zu wollen, als die Verbrechen der IG Farben sichtbar zu machen.